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Geschichte unseres Hauses

Zeitgeschichtlicher Rückblick   -  veröffentlicht

zum 75. Geburtstag des Hauses im Juni 2002

 

[Dieser zeitgeschichtliche Rückblick bezieht sich im Fokus auf blinde und sehbehinderte Menschen. Das Seniorenzentrum Blickpunkt Meschede ist ein Haus für Menschen gleich welchen Sehvermögens. Seit vielen Jahrzehnten leben sehende Bewohner gerne bei uns im Haus. Qualität für blinde und sehbehinderte Menschen ist auch Qualität für sehende. Unseren Bewohnern im Haus fühlen wir uns verpflichtet. Johannes Stienen 14.08.2013]

 

 

Die Gründung des Westfälischen Blindenverein e.V.

und die Erholungsfrage

 

Am 9. April 1921 gründete sich in Soest aus acht Vereinen ein einheitlicher Blindenverein für Westfalen, der Westfälische Blindenverein Westfalen e.V. ( WBV ) - heute: Blinden- und Sehbehindertenverein Westfalen e.V. ( BSVW ). Er wurde Mitglied im Reichdeutschen Blindenverband e.V. ( RBV ) – heute Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e.V. ( DBSV ). Erster Vorsitzender des WBV
wurde Herr Otto Kuhweide und ehrenamtlicher Geschäftsführer Herr Peter Th. Meurer. Dem Arbeits-Ausschuss – im heutigen Verständnis der Vorstand – gehörten neben gewählten blinden Vereinsmitgliedern auch Vertreter der Provinzialverwaltung Westfalen – dem Vorgänger des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe – und den Provinzial-Blindenanstalten in Soest und Paderborn an. Seit dem 29. März 1922 hat der Verein seinen Geschäftsstellensitz in Dortmund.

 

Schon wenige Jahre nach der Gründung bewegte den Verein das Thema der Blindenerholung. Noch am Anfang des 20. Jahrhunderts waren viele Blinde vom Erwerbsleben und den Bildungswegenausgeschlossen. Erst Ostern 1912 wurde die allgemeine Schulpflicht für blinde Kinder durch das preußische Schulgesetz vom August 1911 eingeführt. Und durch die Reichs-Fürsorgepflicht-Verordnung vom 13.02.1924 – einem Vorläufer des Bundessozialhilfegesetzes von 1961 – wurde der Schritt von der Armenpflege zur Armenfürsorge beschritten. Späterblindeten wurde in der Folge die Möglichkeit zur Umschulung in einer Blindenanstalt gewährt. Eine der vordringlichsten Aufgaben des WBV wurde das Bemühen, die Integration Blinder ins Erwerbs- und somit ins Gemeinschaftsleben zu fördern. Damit einher ging schon immer die Frage der Blindenerholung. Denn Blinden wurde und wird im Alltagsleben und besonders  im Arbeitsalltag mehr Nervenkraft abverlangt. Allein schon die räumliche Orientierung und die Bewegung im Raum bedurften einer konzentrierteren Aufmerksamkeit. Dazu kam, dass damals die üblichen Blindenberufe durch monotone Arbeitsabläufe sehr ermüdeten und wegen des geringen Verdienstes nicht selten zehn, zwölf und mehr Stunden am Tag ausgeübt werden mussten. Die Arbeitsumgebung zeichnete sich meist durch enge, schlecht belüftete Räume aus. Die gesundheitliche
Konstitution der Blinden war nicht allein mit der  Sehstörung zu beschreiben. Geburtsschäden, Kriegs-

und Unfallverletzungen, Schwerhörigkeit, Nervenleiden usw. waren ebenfalls häufig anzutreffende Faktoren. Die seelischen Herausforderungen waren immens:
die Blindheit für sich zu akzeptieren, mit ihr den Alltag zu gestalten, die existentiellen Sorgen und Selbstzweifel, die eingeschränkte Bewegungsfreiheit und das Gefühl des Alleinseins, die manchmal kränkenden und gedankenlosen oder überfürsorglichen Reaktionen der Mitmenschen. In Blindenheimen des RBV, die speziell auf die Erholungsansprüche von Blinden ausgerichtet waren, konnten
Blinde damals in der Saison zwischen Mai und September/Oktober Aufnahme finden. Die Erholung dauerte zwischen wenigen Tagen und drei Wochen. Die Heime waren wichtige Treffpunkte, um sich an Körper, Geist und Seele zu erholen. Mit gestärktem Mut durch das Zusammengehörig­keitsgefühl mit Gleichbetroffenen wagte man sich anschließend wieder an die Herausforderungen des jeweiligen
Alltags.   Als dem RBV 1925 das gepachtete Blindenkur- und Genesungsheim in Bad Salzuflen ( Lippe ) verloren ging, wurden die Erholungskapazitäten noch knapper und Freistellen – also von Dritten bezahlte Erholungsreservierungen - für bedürftige Blinde aus dem Vereinsgebiet kaum noch  zu vermitteln.
Der WBV wendete damals alljährlich erhebliche Mittel auf, um bedürftigen Blinden eine Freistelle zur Stärkung der Gesundheit zu ermöglichen.  Umso dringlicher wuchs der Wunsch des WBV, wieder ein Erholungsheim in Westfalen nutzen zu können. Auch die Sorge um ältere Blinde drängte den WBV, ein Altersheim für diese Zielgruppe zu schaffen. Denn die Erfahrungen zeigten, dass Blinde mit ihren speziellen Bedürfnissen in herkömmlichen Altmännerheimen, Stiften, Siechen oder Armenhäusern für Sehende nicht gut zurechtkamen. Die beiden westfälischen Provinzial-Blindenanstalten in
Soest und Paderborn waren nicht in der Lage gewesen, alte, arbeitsunfähige und
kranke Blinde aufzunehmen.

 

Warum Meschede?

 

Als der Provinzial-Ausschuss des WBV, die damalige Mitgliederversammlung, in seiner Sitzung vom 18.04.1926 beschloss, ein eigenes Heim zu errichten, war man sich über Art und Umfang noch nicht klar. Der Arbeits-Ausschuss beschäftigte sich mit diesen Fragen und suchte Finanzierungswege. Herr Landesrat Hobrecker als Ehren- und langjähriges Arbeits-Ausschuss-Mitglied gab für die Finanzierung wertvolle Ratschläge, so dass z.B. beim Oberpräsidenten der Provinz Westfalen eine Gegenstandsverlosung zum Ankauf eines Blinden-Alters- und Erholungsheimes beantragt wurde. Durch
Anzeigen und Rundfragen wurde versucht, ein geeignetes Gebäude zu finden. In der Provinzial-Ausschuss-Sitzung des WBV vom 03.10.1926 wurden mehrere Vorschläge unterbreitet. Inhaltlich bestanden wegen des finanziellen Risikos Bedenken gegenüber der Einrichtung eines solitären Blindenaltersheimes. Deshalb war die Denkrichtung, ein Erholungsheim mit integrierten Plätzen für
dauerwohnende Blinde zu schaffen. Im Herbst konnten schon einige Gebäude besichtigt werden. Herr Amtmann Ebel aus Meschede machte den WBV auf ein besonders günstiges Objekt in Meschede aufmerksam. Doch ein Kauf kam damals nicht zustande. Schon früher hatte Herr Amtmann Ebel dem WBV geraten zu bauen, doch der Arbeits-Auschuss wies den Vorschlag zurück. Ein geeignetes Haus ließ
sich jedoch nicht so leicht finden. Zwischenzeitlich war z.B. auch ein Standort im Teutoburger Wald im Gespräch. Die Stadt Meschede versprach, dem WBV großzügig entgegenzukommen und wies auf die in Meschede vergleichsweise wesentlich günstigeren Bauverhältnisse hin. Herr Landesbaurat Gonser, der im
Interesse des WBV auch die anderen angebotenen Objekte begutachtete, prüfte das Angebot, fertigte einen Bauentwurf an und empfahl angesichts des Entgegenkommens der Stadt Meschede einen Neubau. Dieser, so die Argumentation, wäre zweckentsprechender zu gestalten undzudem preiswerter als die Modernisierung eines bestehenden Gebäudes.  Während der Beratungen über das Bauvorhaben in Meschede kam aber aus einer anderen Stadt ebenfalls ein günstiges Angebot. Ein Grundstück und ein größerer Bauzuschuss wurden dort in Aussicht gestellt. Nach intensiven Erörterungen beschloss der Arbeits-Ausschuss am 08.02.1927 einstimmig, in Meschede nach dem Entwurf des Herrn Landesbaurat Gonser zu bauen. In den Bauausschuss berufen wurden aus Münster die Herren Landesbaurat Gonser und  Landesverwaltungsrat Sodemann, Herr Grasemann als Direktor der Provinzial-Blindenanstalt aus Soest, Herr Kuhweide als 1. Vorsitzende des WBV und Herr Meurer als Geschäftsführer des WBV.

 

Die Stadt Meschede versprach sich von dem Bauvorhaben einen wirtschaftlichen Aufschwung der Geschäftswelt und eine Bereicherung des Stadtlebens. Meschede war zu der Zeit ein rund 4.200 Einwohner zählender und wirtschaftlich aufstrebender Luftkurort. Die Stadt wollte tatkräftig helfen, um das Bauvorhaben zu verwirklichen. Deshalb stellte sie das Baugrundstück, das Bauholz, eine Beihilfe von 5000 RM und ein unverzinsliches Darlehn auf 10 Jahre in Höhe von 10.000 RM. Der WBV entschied sich für das
ca.  1 ¼ Morgen große Grundstück, „Am Maiknapp“ gelegen und nur 10 Minuten vom Bahnhof entfernt. An dies nach Süden hin offene Tal am Hang der Nördelt schloß sich eine ca. 4 bis 5 Morgen große Wiese an, die der WBV pachtweise erhielt. Auch der ca. 30 m entfernte Tannenwald wurde von seinem Besitzer Herrn Kersting dem WBV zur Benutzung zur Verfügung gestellt. Ein ca. 20.000 qm großes Terrain konnte also genutzt werden. Die Stadt legte einen gut befestigten Weg zum Heim an. Mit dem Bau des Hauses wurde der Mescheder Bauunternehmer Clemens Rothaut betraut. Die Bauleitung übernahm die Stadt Meschede. Ende Februar begannen die Ausschachtungsarbeiten und am 7. Mai konnte das Haus gerichtet werden. Für den Bau des Hauses samt Einrichtung und Gartenanlage mussten  - das von der Stadt geschenkte Grundstück nicht eingerechnet - rund 150.000 RM aufgewendet werden. Ohne die tatkräftige
Unterstützung der Stadt Meschede und ihrer Bürger, dem Provinzialverband und der Provinz Westfalen, ohne die Hilfe der vielen Spender und Helfer wäre das Projekt sicher nicht zu realisieren gewesen.

 

Die ersten Jahre

 

Am 22 Oktober 1927 wurde das Blinden-Alters- und Erholungsheim feierlich eröffnet. 30 blindeErholungssuchende und 11 Dauerwohnende konnte das gut durchdachte und für die damalige Zeit moderne Blindenheim beherbergen. Die in der Blindenbetreuung erfahrene Schwester Hedwig Brauns übernahm zunächst kommissarisch die Leitung des Hauses. Schwester Hedwig Brauns brachte reichlich Erfahrung in der Blindenarbeit mit. Sie gründete mit ihrer Mutter schon 1912 den Bielefelder Blindenverein. Bis 1943 wirkte sie in Meschede. Im ersten Jahr schon erwies sich das Blindenheim als zu klein, so dass ein Erweiterungsbau am Ostflügel 1929 errichtet  wurde und die Garten- und Wegeanlagen verbessert werden konnten. Das Heim hatte neben den Dauergästen nun 47 Plätze für Erholungssuchende. Die Bade- und Schwimmanstalt Meschede am Honsel´schen Obergraben in der Nähe der Schützenhalle wurde im Juli 1932 fertiggestellt. Auch dem WBV wurden Anteilsscheine angeboten. Die Stadt Meschede versprach sich eine Ankurbelung des Fremdenverkehrs. Das Schwimmbad wurde in der Folgezeit gerne auch von den Gästen des Blindenheimes genutzt. 1932 gab Schwester Hedwig Brauns die Leitung an Hans Le Claire ab, um sich ganz der Gästebetreuung widmen zu können. In Lehrkursen wurden den Gästen,  insbesondere den Späterblindeten, lebenspraktische Fertigkeiten vermittelt. Dazu gehörte z.B. das Lehren der Brailleschrift – Voll- und Kurzschrift –  Schrift der Sehenden, Stuhlflechten, Maschinenstricken, hauswirtschaftliche Fertigkeiten, Blindenfürsorgekurse für Ortsgruppenvorstände
und Fürsorgebeamte.

 

1933 bis 1945

 

Ab 1933 war die N.S.V. (nationalsozialistische Wohlfahrt ) für die gesamte Blindenfürsorge zuständig.
Der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband („ Fünfter Wohlfahrtsverband“ ) – unser Spitzenverband der Freien Wohlfahrtspflege – verlor seine Eigenständigkeit. Das Menschenbild der Nationalsozialisten zeitigte auch schlimme Auswirkungen auf die Blinden. Z.B. bedrohte das Gesetz zur Verhütungerbkranken Nachwuchses vom 14.07.1933 auch die aus erblichen Gründen erblindeten Bewohner und Gäste des Blindenheimes.

 

Das Blindenheim wuchs aber auch in den Jahren des Nationalsozialismus weiter. Landesoberbaurat Gonser leitete den Anbau im Westflügel 1937, wodurch 17 Betten dazukamen und die Errichtung des Gartenhauses 1940 mit vier Betten. Insgesamt verfügte das Heim nun über 78 Plätze. Nachdem es vorübergehend beschlagnahmt und als Arbeiterwohnheim verwendet wurde, mußten von Oktober 1939 bis Ende 1940 Schüler, Schülerinnen und Lehrlinge mit ihren Betreuern aus der Blindenschule Neuwied untergebracht werden. Von Januar 1941 bis September 1944 wurde das Heim verpflichtet, laufend 50 Plätze für Ferienmaßnahmen von Soldatenfrauen zu reservieren. Die Luftangriffe im Februar 1945 zerstörten schließlich den Westtrakt. Das restliche Gebäude war so stark beschädigt, dass alle 60 Heimbewohner in eine Baracke nach Schmallenberg evakuiert werden mußten.

 

Die Nachkriegszeit

 

Im Juli 1945 konnten die Kriegsschäden so weit wieder behoben werden, dass ein Teil der Evakuierten
wieder zurückkehren konnten. Darüber hinaus wurden blinde Vertriebene und Flüchtlinge aus den damaligen Ostgebieten Deutschlands aufgenommen. Als kommissarische Heimleitung machte sich Willi Lüdtke aus Gelsenkirchen um den Aufbau verdient. 1947 übernahm der blinde Franz Hirschochs die Heimleitung. Nach und nach konnten die im Blindenheim wohnenden arbeitsfähigen Heimatvertriebenen und Flüchtlinge sich anderswo wieder eine neue Existenz aufbauen und etliche kehrten in ihre Heimatstädte zurück. Nach der Währungsreform  von 1948 konnte der Erholungsbetrieb für Blinde schließlich langsam wieder aufgenommen werden. Im gleichen Jahr wurden die Ausbesserungs- und Renovierungsarbeiten abgeschlossen.

 

Am 18. Oktober 1949 konstituierte sich im Mescheder Erholungsheim der Deutsche Blindenverband e.V. nach dem Krieg neu – heute Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e.V.  Das Blindenheim Meschede ist stolz, Gastgeber des historischen Aktes für unseren Dachverband der Blinden- und Sehbehinderten in der Bundesrepublik Deutschland gewesen zu sein. Meschede weist einen großen Bekanntheitsgrad im Blindenwesen Deutschlands auf.

 

Die Notwendigkeit nach Heimplätzen für betagte, hilfsbedürftige und nicht mehr berufstätige Blinde
stieg in der Nachkriegszeit ebenso an wie die Nachfrage nach Entspannung, Erholung und Förderung bei den im Erwerbsleben stehenden Blinden. Der Westfälische Blindenverein stellte sich dem Bedarf, indem er ein separates Erholungsheim plante. Nach dem ersten Spatenstich des langjährigen Vereinsvorsitzenden und späteren Ehrenvorsitzenden Fritz Gerling am 6. Mai 1950 wurde nach den Plänen des Landesoberbaurat Ostermann vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe in nur 12-monatiger Bauzeit in direkter Nachbarschaft an das bestehende Bauwerk ein neues Erholungsheim erstellt. Am 28.Mai 1951 konnte das Erholungsheim mit seinen 60 Plätzen seiner Bestimmung übergeben werden. Das ursprüngliche Gebäude diente nun vollständig als Blindenaltersheim mit 95 Plätzen. Diese waren aufgrund der Nachfrage auch nötig, weil das provisorische Blindenheim Stukenbrock/ Senne aufgelöst wurde und die Altersblinden u.a. nach Meschede übersiedelten.

 

Die sechziger  und siebziger Jahre

 

In beiden Gebäudeteilen mußten immer wieder bauliche Veränderungen und Ergänzungen vorgenommen werden. Der Wohnkomfort in Deutschland wandelte sich ebenso wie die Bedürfnisse der blinden Erholungssuchenden und Heimbewohner. Der Vereinsvorstand entschied sich abermals zu einem Neubau. In Meinerzhagen-Valbert entstand ein neues Gebäude, das ganz für den Erholungs- und Freizeitbereich gedacht war. Als dies im Mai 1965 eröffnet wurde, war das Blindenheim Meschede ausschließlich Alten- und Pflegeheim. Das 1974  erlassene Heimgesetz und die im August 1978 in Kraft getretene nachfolgende Verordnung über die baulichen Mindestanforderungen für Altenheime, Altenwohnheime und Pflegeheime für Volljährige war ein Hintergrund, der den WBV bewog, erneut eine Baumaßnahme zu planen. Der damalige Heimleiter Franz Hirschochs sah 1977 in der Chronik zum 50-jährigen Bestehen des Blindenheim Meschede neben den gesetzlichen Notwendigkeiten auch die Verpflichtung, den Bedürfnissen der alten Blinden besser zu entsprechen. Im Herbst 1978 wurde ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben. Im Oktober 1979 erfolgte die Vergabe an den Architekten Franz-Josef Happe aus Meschede. Im Dezember 1979 ging der blinde Heimleiter Franz Hirschochs in den Ruhestand. Er konnte damals nicht ahnen, dass er zum 75-jährigen Jubiläum mit seiner Ehefrau selbst im Blindenaltenheim Meschede wohnen würde.

 

Die achtziger Jahre bis 1993

 

Am 01.01.1980 trat Leo Haarhoff die Nachfolge in der Heimleitung an. Er war seit Juni 1964 in der Buchhaltung des Heimes beschäftigt. Mit dem damaligen Geschäftsführer des WBV Hans-Dieter Später und dem Architekten mußte der Um- und Neubau gesteuert werden. Am 09.10.1981 legte der damalige Vereinsvorsitzende und jetzige Ehrenvorsitzende Horst Stolper den Grundstein. Am 18.02.1982 konnte der Rohbau gerichtet werden und im Januar 1983 wurde der 1. Bauabschnitt und im Februar 1984 der 2. Bauabschnitt bezogen. Während der Modernisierung lief auch diesmal der Heimbetrieb weiter. Etliche Heimbewohner zogen vorübergehend in das Erholungsheim Valbert, bevor sie nach und nach in das fertiggestellteBlindenaltenheim zurückkommen konnten. Personal und Bewohner hatten damals vielfältige Belastungen auf sich genommen, wohlwissend, dass in den neuen Räumlichkeiten auch die Lebensqualität steigen würde. Zur Einweihung des modernisierten Blindenalten- und Pflegeheim Meschede am 6. April 1984 dankte der Vorsitzende Friedhelm Stahlschmidt den vielen, die in der fünfjährigen Zeitspanne der Bauplanung, -finanzierung und –ausführung beteiligt waren. Architektonisch wären, so Friedhelm Stahlschmidt, die beiden bestehenden Gebäudekomplexe in einer harmonischen Einheit von Tradition und Moderne miteinander verbunden. Das völlig umgestaltete Bauwerk spiegelte die anheimelnde Atmosphäre wider, für die das Blindenheim bekannt wäre. 83 Bewohner könnten seitdem in 59 Einzel- und 12 Doppelzimmern in diesem Haus wohnen. Eine eigene Kapelle für  regelmäßige Gottesdienste und ein Schwimmbad entstanden ebenso wie neue Gemeinschaftsräume.

 

1993 und der Wechsel in ein neues Jahrtausend

 

Am 30.04.1993 wurde Leo Haarhoff in den Ruhestand verabschiedet. Seine Nachfolge trat am 1. Juli der Dipl.-Sozialarbeiter Johannes Stienen an. Die neunziger Jahre bis heute sind gekennzeichnet von einer Vielzahl von neuen und neugefassten Gesetzen und Verordnungen für den Heimbereich. 1993 wurde in der Heimpersonalverordnung erstmalig die Qualifikation von Heim-, Pflegedienstleitungen sowie Betreuungs-und Pflegepersonal festgelegt. Die zunehmende Verrechtlichung wurde durch das Gesetz zur sozialen Absicherung der Pflegebedürftigkeit vom 26.05.1994 (Pflege-Versicherungsgesetz) beschleunigt. Als Gesetzeszweck des SGB XI ist die solidarische Unterstützung der Pflegebedürftigen proklamiert. Wie alle Heime der vollstationären Altenhilfe muß auch das Blindenaltenheim Meschede den alltäglichen Spagat wagen zwischen Wirtschaftlichkeits- und Qualitätsdefinitionen der Entscheidungsträger aus der Gesetzgebung sowie der Selbstverwaltung der Kommunen und Sozialversicherung. Sechs Leitziele wurden im Blindenaltenheim entwickelt:

-                    Wohnen betonen
-                    Selbstbestimmung garantieren

-                    Beziehungen fördern
-                    Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe fördern
-                    Qualität sichern
-                    Wirtschaftlichkeit erhalten.

Das Blindenaltenheim Meschede mit seinen 83 Bewohnern, 70 Mitarbeitern und 30 Ehrenamtlichen genießt ein hohes Vertrauen und hat eine weit über die Grenzen Westfalens hinaus einen Ruf, über den sich auch die Gründergeneration freuen würde. Meschede als Kreisstadt des Hochsauerlandkreises ist seit 75 Jahren zu einer besonderen Heimat der Blinden geworden. Zusammen mit dem 1. Vorsitzenden des WBV, Klaus Hahn, dem Vorstand des WBV und seinem Landesgeschäftsführer Michael Hufnagl, und mit allen Partnern der Blindenhilfe wird die Zukunft so zu gestalten sein, dass für die Bewohner das Motto des Blindenaltenheim Meschede gelten soll: „Mir geht es gut!“

 

Ein Ausblick

 

In besonderer Verantwortung für die Blinden und Sehbehinderten des Landes muss auch heute wieder über eine Modernisierung nachgedacht werden. Die Bewohnerstruktur hat sich hinsichtlich des Alters und der Pflegebedürftigkeit verändert. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse, vor allem in der Betreuung gerontopsychiatrisch erkrankter Bewohner, und sich wandelnde gesetzliche Anforderungen rechtfertigen ein Überdenken des jetzigen Baukörpers. Eine Modernisierung soll z.B. die 12 Doppelzimmer in Einzelzimmer umwandeln und die Atmosphäre und Bedingungen fördern, in denen das Blindenaltenheim Meschede zukunftsweisend all seinen Aufgaben gerecht werden kann. Mit dem Blindenaltenheim Meschede steht Blinden und Sehbehinderten ein Altenheim zur Verfügung, das sich in herausragender Weise ihren Wünschen und Ängsten aufgeschlossen zeigt. 

 

 

 

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